
Die 4 Wochen vor der Wintersonnenwende am 21.12. (nicht die 4 Sonntage vor dem 24.12. wie bei den Christen) bilden die Adventszeit (lat.: advenire = ankommen). Dies ist die Zeit, in der man das vergangene Jahr reflektiert und Zyklen abschließt. Das bedeutet vor allem geistig, dass man mit sich und anderen ins Reine kommt und sieht, was war gut und wert, es in der Zukunft beizubehalten, was sollte sich ändern.
Die erste Woche steht für den vergangenen Winter.
Die zweite Woche steht für das vergangene Frühjahr.
Die dritte Woche steht für den vergangenen Sommer.
Die vierte Woche steht für den vergangenen Herbst.
Der Advent ist also eine Zeit des Zyklen-Schließens, in der wir uns durch Reflektieren die Lebensenergie wiederholen, die wir über das Jahr verausgabt haben. Das Winden von Adventskränzen hat sich aus dem Brauch der Ahnenkränze entwickelt. Aus Eichenlaub gefertigte Kränze wurden zum Ahnengedenken von unseren germanischen Vorfahren im Julfeuer verbrannt.
Im heutigen Adventskranz ist die germanische Totenehrung rituell - wenn auch unbewusst - erhalten geblieben. Das Kranzwinden ist in jedem Fall Sinnbild für den Zyklus von Leben und Tod, entweder den Menschen oder die Sonne betreffend. Seine Kreisform steht für das Zusammenfallen von Anfang und Ende des Jahres, für Niedergang und Erneuerung, für das ewig Zyklische der Natur. Die immergrünen Zweige des Kranzes symbolisieren die Lebenskraft der Natur, die auch im Winter nur ruht aber nicht völlig erloschen ist.
Die 4 Kerzen stehen für die 4 Jahreszeit des zu Ende gehenden Jahres und das Kerzenlicht versinnbildlicht das Feuer der Sonne. Da die Sonne im Laufe der Adventwochen immer mehr herniedersinkt, werden in der ersten Woche alle 4 Kerzen, in der zweiten Woche nur noch 3 Kerzen, dann nur noch zwei und schließlich nur noch eine Kerze angezündet. Erst am Tag der Sonnenwende brennen wieder alle Kerzen und vollenden so den Zyklus von Leben und Tod. Mit der Neugeburt des Lichtes stehen wir am Anfang eines neuen Kreislaufes.
Eine alternative zum Adventskranz ist der Julbogen. Er besteht aus einer zum Halbkreis gebogenen Rute. Die Rute wird von schnell wachsenden, heilkräftigen Bäumen wie Hasel, Birke, Linde, Kirsche, Flieder oder Wacholder geschnitten. In der Mitte des Bogens wird eine Haselrute als Lebensbaum angebracht. Bogen und Lebensbaum werden mit immergrünen Zweigen z.B. aus Tanne, Buchsbaum, Mistel oder Efeu umwunden.
Im Julbogen spiegelt sich der Sonnenlauf wieder, Lebensbaum und immergrüne Zweige versinnbildlichen das immer wiederkehrende Leben. Wie beim Adventskranz ist der Bogen von 4 roten Kerzen geschmückt, die das Sonnenlicht repräsentieren.
Der Julbogen kann mit allerlei weiteren Sinngegenständen geschmückt werden: rote Äpfel und Sinngebäck, Sonnenräder, aber auch Statuetten der drei Nornen als Weberinnen des Menschenschicksales oder eine Statuette der Erdmutter als Hüterin der kosmischen Ordnung.
Eine weitere Alternative zum klassischen Adventskranz ist der Klausenbaum (Julapfelleuchter). Dabei werden 6 Holzpflöcke und 4 Äpfel in Form einer Pyramide zusammengesteckt. Auf den Pflöcken werden wieder die obligatorischen 4 Kerzen angebracht. Wer mag kann den Klausenbaum auch mit immergrünen Zweigen, Nüssen und Tannenzapfen schmücken.
Der Julleuchter ist eine Art kleines Häuschchen, in das eine Kerze hineingestellt wird. Das spärliche Licht, welches aus dem Julleuchter dringt, symbolisiert die sterbende Sonne. Am 21. Dezember wird die Kerze dann hervorgeholt und auf den Julleuchter gestellt.
Auf germanischer Seite ist der Nikolaus: Odin, der in seiner freundlichsten Gestalt als Oski, der Wunscherfüller unterwegs ist. Der Schlag mit der Rute war seinerzeit ein fruchtbarkeitsfördernder Ritus und wurde erst durch die Kirche zur Bestrafungsaktion für unartige Kinder entstellt. Julfest bedeutet Fest des Rades, da sich hier der Kreis des alten Jahres schließt und der Kreis des neuen Jahres geöffnet wird. Sonnenräder sind daher ein sehr passender Schmuck für die Julzeit.
Mit der Wintersonnenwende am 21.Dezember beginnt die Sonne endlich wieder aufzusteigen. Es wird zwar noch Monate dauern, bis die Sonnenstrahlen stark genug sind im Frühling das Grün wieder sprießen zu lassen, doch heute zählt allein die Gewissheit, dass die Sonne wiederauferstanden ist.
Die stille Besinnung der Adventszeit weicht einem rauschendem Fest. Die Wiedergeburt des Lichtes wird mit reichlich Kerzenschein gefeiert. An Adventskranz und Julbogen brennen nun wieder alle 4 Kerzen. Die Kerze aus dem Julleuchter wird herausgeholt und obenauf gestellt – und jetzt kommt auch der Weihnachtsbaum ins Spiel. Im liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum drückt sich Freude und Festlichkeit dieser Tage aus. Im Geäst des Baumes hängen allerlei Sinngaben wie Äpfel an roten Bändern. Die Farbe Rot steht für Blut und somit für Leben und Tod. Äpfel sind in der germanischen Mythologie die Früchte, die den Göttern ihre Unsterblichkeit schenken und von der jugendlichen Göttin Iduna gehütet werden. Äpfel halten sich bis lange in den Winter hinein und symbolisieren so Fruchtbarkeit und Leben. Ihre Kugelform verkörpert wiederrum den ewigen Kreislauf. Die heute reichlich verwendeten Weihnachtsbaumkugeln sind eine Abstraktion der ursprünglichen Äpfel. Traditionell wird der Baum mit Kerzen oder einer Lichterkette versehen und symbolisiert so die wiederkehrende Sonne. Seine immergrünen Zweige stehen für das Leben, dass durch die Sonne wieder erwachen wird und nicht zu letzt fungiert der Weihnachtsbaum als Gabenbaum, unter dem wir unsere Geschenke legen.